Bericht: Mein Freiwilliges Soziales Jahr auf dem Margaretenhof

 

Nach meinem Abitur hatte ich zwar den Plan ein Studium im sozialen Bereich zu absolvieren, wollte mich dennoch mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr absichern, ob ich mir diesem Berufswunsch richtig liege und schon einige Erfahrungen sammeln.

Schon sehr früh habe ich begonnen mich über verschiedene Einrichtungen zu informieren. Besonders die intensivpädagogische Mädchenwohngruppe „Margaretenhof“ der GeSo hat hierbei mein Interesse geweckt. Bei meinem Vorstellungsgespräch festigte sich dann mein erster, positiver Eindruck. Ich stellte mir die Arbeit mit den Jugendlichen, die starke Verhaltensauffälligkeiten aufweisen, als große Herausforderung vor, da ich vorab noch keine Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt habe. Ebenso konnte ich mich für das Konzept der tiergestützten Pädagogik begeistern und freute mich darauf mehr über das Zusammenspiel zwischen diesen Mädchen und Tieren zu erfahren. Bald darauf stand meine Entscheidung also fest: Hier möchte ich mein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren.

Als ich im Juli 2015 meinen ersten Arbeitstag antrat, wurde ich sofort von den neuen Kollegen und auch von den Mädchen herzlich begrüßt. Vom ersten Tag an waren alle sehr freundlich und aufgeschlossen und halfen mir auch bei dem Umgang mit den Pferden, von denen ich anfangs keine große Ahnung hatte. Die Betreuer führten mich auch sofort in das Basiswissen der engen Struktur auf dem Hof ein und sahen mich als vollwertige Mitarbeiterin an. Die Mädchen waren ebenfalls sehr offen mir gegenüber und so kam es, dass sie mir schon in den ersten paar Minuten von ihren Interessen, Pflegetieren und Vorlieben berichteten und wir uns so schon etwas kennenlernen konnten.

Dennoch war natürlich anfangs alles sehr neu für mich und ich musste mich erst einmal sowohl an die engen Strukturen als auch an das Wissen, dass diese Mädchen schon viel in ihrem Leben durchgemacht haben, gewöhnen. Obwohl es schockierend war, all diese Geschichten zu hören, half es mir das Verhalten der Mädchen sowie deren eigene Persönlichkeit besser zu verstehen. Mir wurde jedoch auch ziemlich schnell bewusst, dass ich all diese Informationen nicht zu nah an mich heranlassen darf. Dabei half mir auch das Bewusstsein, dass die Mädchen auf dem Margaretenhof ein geschütztes Umfeld haben, in dem sie Erlebtes aufarbeiten und einen Neustart wagen können.

Durch den streng strukturierten Tagesablauf auf dem Hof wurde ich schnell mir meinen Aufgaben vertraut. Zu den zählten unter anderem der Wocheneinkauf jeden Dienstag. Hierbei wurde ich von dem jeweiligen Mädchen begleitet, das für diese Woche zum Küchendienst eingeteilt wurde. Dies war anfangs für mich sehr stressig. Ich war es nicht gewohnt für einen so großen Haushalt einzukaufen. Aber mit Unterstützung der Mädchen, die mir auch beim Tragen der Einkaufskörbe halfen, ging es mir bald leichter von der Hand.

Unter der Woche fielen jedoch auch kleinere Aufgaben an: Das Begleiten zu Arztterminen, Gerichtsverhandlungen sowie Fahrten zu verschiedenen Freizeitaktivitäten waren einige davon.

Wenn ich nicht unterwegs war, galt ein großer Teil meines Aufgabenbereichs der Tierversorgung. Jeden Morgen wurden ab halb Zehn der gesamte Stall, sowie die Außentiere gemistet. Durch die Mitarbeit jedes einzelnen Mädchens und der Betreuer geht dies aber schnell von der Hand und macht sogar Spaß.

Außerdem begleitete ich die diensthabenden Betreuer bei ihrer Arbeit mit den Mädchen, half bzw. kontrollierte Hausaufgaben und nahm an den Nachmittagseinheiten teil. Diese setzten sich je nach Wochentag aus einem theoretischen oder praktischen Teil oder Gruppengesprächen zusammen.

Die Tiereinheit jeden Mittwoch war für die Mädchen das Highlight der Woche. Hierbei können sie sich intensiv um ihre Pflegetere kümmern, sie putzen, streicheln und versorgen. Auch mir gefiel diese Einheit gut, da eine sehr ausgelassene Stimmung herrschte und die Mädchen ruhiger als in anderen Einheiten waren.

Was mir an meinem Freiwilligen Sozialen Jahr besonders gut gefällt war, dass es wirklich nie langweilig wurde. Vor allem die unterschiedlichen Einheiten brachten viel Abwechslung in den Alltag und auch die Abende, bei denen ich mit den Mädchen Window Colour malte oder Karten spielte waren sehr lustig. Sie hatten immer viel zu erzählen. Auch gefiel mir das mir meine Kollegen von Anfang an viel Vertrauen entgegen brachten und mich als vollwertige Arbeitskraft angesehen haben. Besonders hat man dies gemerkt als sie mir die Verantwortung übertragen haben, mit einzelnen Mädchen alleine zu Außenterminen zu fahren.

In diesem Jahr habe ich sehr viele Erfahrungen gesammelt und auch mein Wunsch, ein Studium im sozialen Bereich zu absolvieren, hat sich stark gefestigt. Ich habe gemerkt, dass mir die Arbeit mit den Mädchen großen Spaß macht und ich denke das wird es auch in Zukunft tun.

Leider ist mein Jahr bald vorbei. Die Zeit verging rasend schnell und am liebsten würde ich noch länger bleiben. Ich weiß, dass mir der Abschied schwer fallen wird weil ich jedes einzelne der Mädchen und der Kollegen in Herz geschlossen habe. Aber ich bin mir sicher, dass ich den Margaretenhof mit all seinen Tieren und Bewohnern wieder besuchen werde.

Lisa D., April 2016